Hallo,
ich bin Peco und wohne mit meinen beiden Menschen seit gut neun Jahren zusammen.
Und darf ich Euch mal sagen, dass Corona auch etwas Angenehmes hat? Früher ist meine Chefin immer dienstags regelmäßig gegen 16:15 Uhr nach Aachen gefahren – was sie dort machte, davon hat sie mir nie erzählt.
Jetzt, um dieselbe Uhrzeit immer dienstags, findet hier in der Wohnung stattdessen ein merkwürdiges, immer wiederkehrendes Ritual statt. Zuerst wird’s ein bisschen stinkig (da wird ein Stäbchen angezündet, was ehrlich gesagt eher nach Verbranntem riecht) und dann macht die Chefin den Computer an und setzt sich vor den Bildschirm, wo sie sage und schreibe eineinhalb Stunden gebannt draufstarr
So außergewöhnlich mag Euch das nun auch wieder nicht erscheinen, aber was dabei passiert, ist schon irre: Es gibt drei Bereiche, die sich abwechseln, nach welchen Regeln habe ich noch nicht herausgefunden. Sie singt, sie murmelt, sie sitzt bewegungslos bei absoluter Stille mit gesenktem Kopf vor dem Ding und tut: Nichts! Zu Anfang habe ich gedacht, da kann ja was nicht stimmen und habe mal meine kalte Nase an ihren nackten Fuß gehalten. Dass sie noch nicht ohnmächtig war, habe ich an ihrer Reaktion gemerkt.
Ganz zu Anfang hat sie mich ausgesperrt. Die alte Holztüre schließt nicht mehr richtig und das Kratzen meiner Krallen von draußen hat sie genervt. Dass sie den vollen Papierkorb von innen vor die Tür zum Zuhalten gestellt hat, fand ich unverschämt – denn was da drinnen stattfindet, ist – ja, wie soll ich es ausdrücken? – wunderbar. Beruhigend. Besonders. Irgendwie echt angenehm und schön. Und ich tu‘ alles, um dabei sein zu dürfen. Ich kriege mit, wenn es wieder soweit ist und komme aus dem letzten Winkel gelaufen, um dabei zu sein! Ich bin still, leg‘ mich hin, horche, und genieße – Hauptsache ich hör‘ sie singen und murmeln. Tut mir gut.
Das wollte ich nur mal sagen.
Habt eine gute Zeit.
Euer Peco