Neue Seminarreihe mit Grundlagen und Übungen zum Umgang mit den Prozessen des Lebens und Sterbens
Der Buddha hat gelehrt, dass es im Daseinskreislauf eine Vielzahl von Leiden gibt. Darin eingeschlossen ist auch der Vorgang des Sterbens. Während des Sterbeprozesses gibt es drei verschiedene Phasen: die erste Phase tritt ein, wenn sich die Elemente des Körpers auflösen und wir aufhören zu atmen. Die zweite Phase ist der Zwischenzustand (tib. Bardo) zwischen Sterben und Wiedergeburt und die dritte ist die Wiedergeburt. In den buddhistischen Schriften gibt es sehr detaillierte Unterweisungen über die Prozesse während dieses Übergangs.
Das menschliche Leben entsteht aus dem Zusammenkommen von Bewusstsein und Materie, die in Form der fünf Elemente existiert. Im Augenblick des Todes löst sich die Essenz der fünf Elemente wieder in die äußeren Elemente auf. Im sogenannten ‚Tibetischen Totenbuch’ (tib. Bardo Thödöl: Befreiung durch Hören in den Zwischenzuständen) und anderen Texten wird erklärt, wie sich zum Zeitpunkt des Todes die verschiedenen Elemente auflösen, das Bewusstsein in einen Zwischenzustand eintritt und schließlich in einem der sechs Bereiche des Daseinskreislaufes (Skrt. Samsara) wiedergeboren wird. Zudem gibt es viele Unterweisungen und verschiedene Methoden, wie man sich auf den Tod vorbereiten kann und wie man sich während des Sterbens verhalten soll, um die Befreiung zu erreichen oder in einem reinen Bereich wiedergeboren zu werden.
Im Buddhismus gibt es neben den Erklärungen über die Natur des Geistes, das abhängige Entstehen und die Vergänglichkeit verschiedene Meditationen und Übungen, um unserem Leben eine positive Ausrichtung zu geben und auch Leiden, Krankheit und Tod begegnen zu können. Im Zusammenhang mit der Vorstellung der Wiedergeburt und der Befreiung aus allen Leiden können wir eine Geisteshaltung entwickeln, die über den Tod hinaus reicht. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir ein sehr kostbares Leben besitzen und genau untersuchen, was dieses Leben ausmacht und was wir Sinnvolles damit tun können. Dieses Leben ist vergänglich und daher sollten wir nicht lange zögern, sondern frühzeitig Schritte unternehmen und unsere Zeit nutzen, um für uns selbst und andere Glück zu schaffen. Indem wir uns mit der Vergänglichkeit und dem Prozess des Sterbens vertraut machen, gewinnen wir ein klares Unterscheidungsvermögen zwischen dem, was wichtig und was unwichtig ist.
Um auch langfristig Glück zu erlangen, müssen wir in diesem Leben damit beginnen, die entsprechenden Schritte zu unternehmen, und unsere Möglichkeiten nutzen, solange wir noch dazu in der Lage sind. Dann können wir auch in schwierigen Situationen darauf zurückgreifen. Von vielen, die die buddhistische Lehre kennengelernt haben und die verschiedenen Meditationen geübt haben, haben wir erfahren, dass dies für sie zu einer großen Hilfe und Unterstützung geworden ist.
(Auszug aus einem Artikel des Rundbriefs 3/2011 zur Veranstaltungsreihe ‚Leben und Sterben’ nach einem Vortrag von S.E. Ayang Rinpoche.)
Das sogenannte ‚Tibetische Totenbuch’ ist ein bedeutendes Werk des tibetischen Buddhismus, das die verschiedenen Zwischenzustände zur Zeit des Lebens sowie den Prozess des Sterbens bis zur Wiedergeburt detailliert erklärt und entsprechende Anweisungen zur Praxis enthält, damit sich die Praktizierenden mit den Prozessen des Lebens und Sterbens vertraut machen können. Um dieses umfangreiche und tiefgründige System zu verstehen, benötigt man die Erklärungen und Erfahrungen der allgemeinen Grundlagen der buddhistischen Lehre sowie die Einstellung des Mahayana, zum Wohle der Wesen die Erleuchtung zu erlangen. Die Vorstellungen und die Bedeutung der Erscheinungen als verschiedene Gottheiten, sowie ihre Verbindung zu den Kanälen und subtilen Energien beruhen auf den Lehren und der Sichtweise des Tantra. Für das Verständnis und die Durchführung einer solchen Praxis sind insbesondere die notwendigen Übertragungen (Einweihung, Textübertragung und Unterweisungen) durch einen spirituellen Lehrer notwendig.
Da sich in der heutigen Zeit viele Menschen für dieses Thema interessieren und einige Praktizierenden bereits Übertragungen zur Praxis des Phowa (Bewusstseinsübertragung zum Zeitpunkt des Todes) mit entsprechenden Bardo-Unterweisungen oder eine Einweihung in das Mandala der Shitro-Gottheiten (die 100 friedvollen und kraftvollen Erscheinungen, wie sie im Bardo-Thödöl beschrieben werden) erhalten haben, möchten wir zwei Tagesseminare anbieten, um uns mit den Inhalten dieser besonderen Lehren vertraut zu machen. In Verbindung mit den Erklärungen zum Prozess des Sterbens und der Wiedergeburt werden verschiedene Methoden des Vajrayana vorgestellt und Hinweise gegeben, welche Übungen wir in diesem Leben durchführen können, um uns auf den Sterbeprozess vorzubereiten und die verschiedenen Stufen auf dem Weg zur Befreiung zu nutzen. An Hand von Abbildungen und der Einordnung in die Struktur von Mandalas können wir uns die verschiedenen Aspekte besser vorstellen und erkennen die systematische Anordnung und Reihenfolge der zahlreichen Erscheinungen.
Je nach Interesse und Anzahl der Teilnehmer werden wir die Seminarreihe mit weiterführenden Kursen bzw. Seminaren fortsetzen.